Dötra

Weite, sanft gewellte Wiesen und Weiden, mit verstreuten Gruppen von Fichten, Lärchen und Arven sowie einer reichen Blumenpracht – so präsentiert sich das Gebiet oberhalb von Dötra, einem alten Maiensäss über Olivone im Bleniotal TI. Hier war in den 1980er-Jahren ein riesiges Sportzentrum geplant, mit bis zu 4000 Betten und 15 Seilbahnen usw. Bewilligungen vom Kanton und der Standortgemeinde Olivone lagen bereits vor, als das Gebiet ins Bundesinventar der schützenswerten Landschaften (BLN) aufgenommen wurde, was allerdings nichts mehr änderte. Naturschützer im Tessin und in der übrigen Schweiz wehrten sich gegen das Projekt. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte es dann nicht sofort realisiert werden, und grössere Landflächen gingen an die Bank Crédit Suisse (damals noch SKA), die es zum Verkauf anbot. Ein Hilferuf der Tessiner Vogelschutz-Organisation Ficedula erreichte die OGZ, die an einer a. o. GV vom 23. Aug. 1995 einen namhaften Betrag bewilligte, um 45 ha Land zu kaufen. Die Bank gewährte einen Vorzugspreis anlässlich des Europäischen Naturschutzjahrs 1995 (Bericht in “Ornis“ 3/96). Für die Verwaltung und Bewirtschaftung des Gebietes sowie allfällige weitere Landkäufe wurde die Fondazione Dötra gegründet, in deren Stiftungsrat neben Ficedula und OGZ auch BirdLife Schweiz, die Vogelwarte Sempach und die Gemeinde Olivone vertreten sind. In den 25 Jahren seither hat die OGZ das Geschehen aufmerksam verfolgt und auch immer wieder Beiträge an den Unterhalt geleistet.

BraunkehlchenOrnithologisch ist das Gebiet besonders bedeutsam als Brutgebiet einer der letzten grösseren Populationen des Braunkehlchens in der Schweiz (30-40 Brutpaare). Regelmässig brüten zudem Baumpieper (Bild), Feldlerche, Ringdrossel, Hänfling, Alpenbirkenzeisig, unregelmässig Birkhuhn, Wachtel, Wendehals und Kuckuck. Das Gebiet gehört unterdessen zur "Important Bird Area (IBA) Piora-Dötra".

Sehr eindrücklich ist die bunte Vielfalt der Flora, mit zahlreichen Orchideen (Bild links: Kugelorchis), Lilienarten (Bild Mitte: Türkenbund), Anemonen, Enzianen etc. Zahlreiche Schmetterlingsarten (Bild rechts: Distelfalter) tragen zur hohen Biodiversität bei.

Weitere Informationen auf der Website von BirdLife Schweiz, dort ist auch ein Artikel im Ornis 5/2018 einsehbar. Am Rande des Gebiets, in Acquacalda am Lukmanierpass, befindet sich ausserdem das Pro-Natura-Zentrum Lucomagno. Und in Dötra selbst steht die Capanna Dötra des SAC.

Kugelorchis Türkenbund Distelfalter

Bilder: Rolf Kunz (Baumpieper), andere Walter Leuthold